
Der Pacific Northwest: Der Inbegriff eines wilden Abenteuers. Hier kann man in unberührter Natur wandern und Kajak fahren, Surfen und Reiten, Wale beobachten, Berge besteigen und durch Regenwälder streifen, Vulkane und riesig hohe Wasserfälle besichtigen, den Lachsen beim Wandern zu sehen, in heißen Quellen baden und die Abende am Lagerfeuer verbringen, bevor man müde von all den Erlebnissen ins Zelt sinkt.
Ich war knapp 3 Wochen mit dem Mietwagen in den beiden Bundesstaaten Washington und Oregon unterwegs und habe all diese Dinge erlebt. In diesem Beitrag findest Du meine Reiseroute und eine Beschreibung all der wunderbaren Orte, die ich während meiner Reise besucht habe.
Literatur-Tipps für den Nordwesten der USA*:
Ankommen im Pacific Northwest: Seattle




Übernachtung: In Seattle gibt es jede Menge tolle Airbnbs.
Stop 1: Der Olympic National Park
3-4 Nächte /// Der Olympic National Park liegt im äußersten Nordwesten des Landes auf der Olympic Peninsula. Im Norden grenzt die Halbinsel an die Juan Fuca Straße und die kanadische Vancouver Island, im Westen an den Pazifik. Obwohl die Halbinsel der regenreichste Ort der USA ist, war der Besuch im Nationalpark das mit Abstand schönste Erlebnis meiner Reise durch den Pacific Northwest. Klar, muss man schon ein bisschen auf Hitchcock-Charme stehen und die Regenjacke im Anschlag halten wie Henry Ford seinen Revolver – doch dann ist es kaum möglich, sich nicht in die verregnete Schönheit des Nordens zu verlieben.



Übernachtungen: Campground Heart O’ The Hill / Salt Creek County Park / Mora Campground / Lake Quinault Lodge (oder der Campground direkt an der Lodge)
Stop 2: Unterwegs in der Vulkanlandschaft des Mount St. Helens
eine Nacht /// Auf dem Weg von Washington nach Oregon führt kein Weg an der beeindruckend gespenstigen Vulkanlandschaft des Mount St. Helens vorbei. Nachdem er seit 1857 fälschlicherweise als ruhender Vulkan galt, brach er im Mai 1980 nach einer Reihe von Erdbeben erneut aus. Dabei rutschten knapp 400 Meter Berggipfel hangabwärts und 640° Grad heiße Lavaströme rauschten mit 400 km/h bergab und vernichteten Flora und Fauna in einem Umkreis von 500 Quadratkilometern. Trotz vorheriger Evakuierung verloren 57 Menschen damals ihr Leben und 200 Häuser, 47 Brücken, 24 Kilometer Eisenbahngleise sowie 300 Kilometer Highway wurden zerstört. Insgesamt setzte der Vulkan eine Energie von etwa 24 Megatonnen TNT – also etwa das 1600-fache der Hiroshima-Atombombe – frei. Damit zählt der Ausbruch des Mount St. Helens bis heute zu einem der verheerendsten in der Geschichte der USA.







Übernachtung: Kid Valley Campground
Stop 3: Surfen am Cannon Beach
eine Nacht /// Da ich nach den ersten Tagen in Seattle und dem Olympic National Park immer noch große Sehnsucht nach Sonne verspürte, zog es mich ans Meer, in der Hoffnung, dass ich dort einen letzten Rest des Sommers erleben kann. Die Küstenorte rund um Cannon Beach im Nordwesten von Portland scheinen der geeignete Zwischenstop zu sein, bevor ich also meinen Roadtrip durch die wilden Wälder Oregons fortsetzte.
Der gleichnamige Ort, Cannon Beach, den ich zum Sonnetanken ansteuere, zeigt sich auch tatsächlich so, wie ich mir einen amerikanischen Ferienort vorstelle. Es reihen sich hübsche holzverkleidete Inns aneinander, überall gibt es kleine Boutiquen und Galerien, die Luft riecht nach Meer und die Menschen laufen Eis essend und ausgestattet mit Picknickkörben die breiten Straßen hinunter zum Strand. Auch ich schloss mich ihnen an und wanderte in der warmen, frischen Luft über den breiten Strand bis zum 72m hohen Haystack Rock, einem großen Felsen im Meer, direkt vor der Küste. Bei Ebbe kann man hier, ähnlich wie im Olympic National Park, Seesterne und allerlei Meeresgetier in den Tide Pools beobachten.
Weil mir das aber noch nicht genug Sommer-Feeling war, beschloss ich spontan, in einer Surf-Lesson meine Skills ein bisschen aufzufrischen (und natürlich auch, um der Liste der Meere, in denen ich bereits surfen war, einen neuen Punkt hinzuzufügen ;)).
Den restlichen Nachmittag verbrachte ich, angenehm müde vom Surfen, mit selbst gemachten Sandwiches im Ecola State Park gleich neben Cannon Beach und genoss das Nichtstun und den grandiosen Ausblick auf die Bucht.
Übernachtung: Wright’s for Camping
Stop 4: Hipster-City Portland
2-3 Nächte /// Portland – das ist die Stadt, über die in amerikanischen Serien gern kräftig gelästert wird – die verregnete Stadt der langweilig Intellektuellen. Und ein kleines bisschen schmunzeln musste ich bei diesem Gedanken ja schon, denn hier reihen sich tatsächlich Bücherläden aneinander wie Fastfood Restaurants am Highway. Doch nicht nur das: Portland präsentiert sich als eine hipsterige Stadt für alles, was nach dem Geschmack “linksgrünversiffter Ökos” cool ist. Und keine Sorge, zu denen zähle ich mich tatsächlich dazu. Kein Wunder also, dass Portland mit seinen Book- und Outdoor-Shops, Unisex- und Fair Fashion-Labels, der Street Art Alliance, Coworking-Spaces, dem Streetfood-Corner und jeder Menge veganen Restaurants in Windeseile mein Herz gewann.

Übernachtung: In Portland gibt es jede Menge hübsche Airbnbs.
Stop 5: Trail Riding in der Columbia River Gorge
1-2 Nächte /// Zugegeben, Portland war nicht nur ein spannender City-Trip, sondern auch eine willkommene Möglichkeit, um endlich den Dreck der letzten Tage unter einer Dusche mit – man möge es kaum glauben – warmem Wasser abzuwaschen. Nach drei Tagen in der hübschen Stadt zog es mich dennoch zurück in die Natur, und so konnte ich es kaum erwarten, endlich weiter zu fahren. Denn hier, im Osten von Portland, liegt die Columbia River Gorge, ein breites Tal durchzogen vom mächtiges Columbia River. Der Fluss fließt entlang der Grenze zwischen Washington und Oregon, umgeben von unzähligen Wasserfällen, die das Kaskadengebirge herunter donnern.
Hier darf man sich auf keinen Fall von dem Verkehr abschrecken lassen, der neben dem Fluss durch das Tal rauscht. Spätestens, wenn man von der Hauptstraße abbiegt und sich in die Seitenschluchten wagt, taucht man ein in magische Wälder mit plätschernden Bächen und üppiger Vegetation. Besonders schön sind die (zurecht) viel fotografierten Multnomah-, Horsetail-, Wahclella-, Tunnel-, und Punchball Falls, die man alle über kleinere Trails erreicht.

Am nächsten Morgen fuhr ich deshalb schon sehr zeitig zu den Northwestern Lake Riding Stables (inzwischen leider geschlossen. Alternative: ), um dort auf dem Rücken von Jack Jack durch Wälder, über Wiesen und Berge zu reiten. Weil mich dieses Erlebnis so sehr berührt hat, habe ich einen eigenen Artikel dazu verfasst. Neben dem Ritt und der Natur selbst ist mir vor allem der atemberaubende Ausblick auf den schneebedeckten Vulkan Mount Hood in Erinnerung geblieben.

Übernachtung: Moss Creek Campground
Stop 6: Western-Feeling im Smith Rock State Park
eine Nacht /// Nachdem die bisherige Szenerie des Roadtrip vor allem durch wasserreiche, dichtgewachsene Wälder und graublaukalte Küstenlandschaften geprägt war, war die Tour in den Smith Rock State Park eine echte Überraschung. Während der Fahrt von Hood River verschwanden nach und nach die hochgewachsenen Bäume und hinterließen staubig trockene Wüstenlandschaften mit dürren Sträuchern. Spätestens aber, als ich zum Smith Rock State Park einbog, fand ich mich in einer Landschaft wieder, die auch als Kulisse für den nächsten Western dienen könnte. An 300 Tagen im Jahr scheint hier die Sonne erbarmungslos ins Tal zwischen die schroffen Felsen und lässt das Wasser des Crooked River glitzern. Ein Cowboy mit Mundharmonika hätte also kaum jemanden verwundert.


Übernachten: im Zelt im Smith Rock State Park
Stop 7: Baden in den Hot Springs des Umpqua National Forest
eine Nacht /// Nach einer Outdoor-Nacht wie aus dem Bilderbuch und einem spektakulären Sonnenaufgang (den ich leider nicht fotografieren konnte, weil der Akku meiner Kamera leer war) fuhr ich weiter über Bend in Richtung Süden. Ziel meines heutigen Tages waren die Umpqua Hot Springs. Obwohl zwischen dem Smith Rock State Park und dem Umpqua National Forest gerade einmal 140 Meilen liegen, war die Landschaft hier bereits wieder geprägt von den Pacific Northwest – typischen Wäldern mit ihren hohen bemoosten Bäumen, und Wasserläufen.
Ich parkte mein Auto in Clearwater – natürlich nicht ohne einen kleinen Abstecher zu den Toketee Falls – und lief die letzten drei Kilometer zu Fuß entlang des ausgeschilderten Trails zu den Umpqua Hot Springs. Alternativ kann man auch mit dem Auto bis kurz vor die Quellen fahren, zahlt dort aber 5 Dollar Parking Fee.
Obwohl ich schon an vielen verschiedenen heißen Quellen baden war (zuletzt übrigens in Island), zählen diese definitiv zu den schönsten, die ich je besucht habe. Bei angenehmen 42° Grad Whirlpooltemperatur kann man, umgeben von wilden Wäldern, eine Freiheit genießen, die man so in Europa leider nur selten finden wird.
Bei meiner nachträglichen Recherche fand ich jedoch heraus, dass die Umpqua Hot Springs zur Hauptreisezeit leider so überfüllt sein müssen, dass man sich sogar gezwungen sah, das Gebiet für eine Weile zu sperren. Inzwischen sind die heißen Quellen zwar wieder geöffnet, dennoch ist es wahrscheinlich ratsam, einen Besuch nicht an den Wochenenden oder in den Ferien zu planen.
Übernachtung: Da ich sehr früh aufgestanden war, bin ich noch am selben Tag weiter gefahren zum Crater Lake. Solltest Du im Umpqua National Forest übernachten wollen, empfehle ich Dir den Toketee Lake Campground.
Stop 8: Crater Lake National Park
1-2 Nächte /// Das letzte Ziel meines Roadtrips durch den Pacific Northwest ist der Crater Lake National Park. Nicht nur, weil ich den beeindruckenden Vulkankrater sehen wollte, sondern auch, um endlich meinen Traum zu verwirklichen, wenigstens ein paar Kilometer des Pacific Crest Trails zu laufen (bevor ich es vielleicht irgendwann im Ganzen versuche). Entsprechend aufgeregt war ich, als ich am Abend den Mazama Campground – im übrigen einer der schönsten Campgrounds meiner Tour – im Süden des Crater Lakes erreichte.




Übernachtung: Mazama Campground
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Grossartiger bericht! Mich würde interessieren, wann du unterwges warst und ob es ein teurer trip war. Wir möchten gerne im august in die gegnd und haben ein wenig angst, dass es sehr teuer wird bzw man nur schwer freie zeltplaetze finden kann…
Hi Raffaela, ich war im September 2016 unterwegs. USA-Reisen sind allgemein sehr preisintensiv im Moment, wobei ich natürlich nicht deine Definition von “teuer” kenne… Zu der Zeit war es leicht, freie Zeltplätze zu finden, ich habe nie irgendwo reservieren müssen. Viele Grüße, Magda