
Wilde Küsten, Urwald und schneebedeckte Berge – das ist der Olympic National Park. Und Regen, viel Regen. Die Wälder wirken fast mystisch und verzaubert, so tief wie die Nebelschwaden zwischen den Bäumen hängen und wenn die feinen Regentropfen leise auf das dichte Blätterdach fallen.
Lass mich Dich mitnehmen auf eine langsame Reise durch die wilde Natur des Olympic National Parks.
Tag 1: Von Seattle in den Olympic National Park
- Whale Watching in Anacortes
- Port Angeles
- Campground: Heart O’ The Hills
Tag 2: Unterwegs in den Olympic Mountains
- Hurricane Ridge
- Lake Crescent
- Merymere Falls
- Sol Duc River
- Campground: Salt Creek County Park
Tag 3: Am Pazifik
- Cape Flattery
- Forks
- La Push Beach Area
- Campground: Mora Campground
Tag 4: Magische Regenwälder
- Tide Pooling Rialto Beach
- Hoh Rain Forest
- Lake Quinault
- Campground: Falls Creek Campground / Lake Quinault Lodge
Literatur-Tipps für den Nordwesten der USA*:
Tag 1: Von Seattle in den Olympic National Park
Whale Watching vor Anacortes
Als ich zeitig am Morgen nach Anacortes aufbreche ist es noch kalt und neblig in Seattle. Die Wolken hängen in den Hochhäusern und der Nebel taucht den Hafen in eine gespenstische Szenerie. Knapp eineinhalb Stunden brauche ich mit dem Auto bis zu meinem Ziel im Norden.





Port Angeles
Port Angeles, die größte Stadt der Olympischen Halbinsel und Tor zum Nationalpark, liegt nur zweieinhalb bis drei Stunden Autofahrt von Seattle entfernt, abhängig davon, ob man die Fähre nach Bainbridge Island oder den Landweg über Tacoma im Süden nimmt. Auch von Anacortes aus braucht man – inklusive der kurzen Fährfahrt von Coupeville nach Port Townsend – nur etwa zweieinhalb Stunden, um die Stadt mit dem Auto zu erreichen.
Um ganz ehrlich zu sein, hat mich die Stadt aber eher wenig begeistert und wurde an diesem grauen, regnerischen Nachmittag leider kaum dem fancy Bild gerecht, das die Website auf den ersten Blick vermittelt. Statt eines niedlichen Fischerhafens lagen nur zwei alte, verrostete Kähne am verlassenen Pier, das Besucherzentrum war geschlossen, nur das kleine Meeresmuseum hatte geöffnet. Dort habe ich aber zumindest von der lieben Kassierin die aktuellen Tide-Tables, eine Karte vom National Park und viele wertvolle Tipps zu den Campgrounds bekommen.
Trotzdem: Solltest Du nach Port Angeles kommen, solltest Du der Stadt dennoch eine Chance geben, denn vielleicht hatte ich einfach nur ein bisschen Pech, da ich in der Nebensaison unterwegs war und die Läden und Galerien dann eher schließen. Besonders die Harbor Art Gallery oder das Port Angeles Fine Arts Center hätte ich gern gesehen.
Tag 2: Unterwegs in den Olympic Mountains
Schneebedeckte Gipfel an der Hurricane Ridge
Den zweiten Tag meines Pacific Northwest – Abenteuers begann ich nach einer Nacht auf dem Campingplatz Heart O’ The Hills in den Olympic Mountains, dem Zentrum der Olympic Peninsula. Knapp 14 Meilen fuhr ich auf der steilen, kurvigen Straße zum Hurricane Ridge Visitor Center. Normalerweise hat man von hier bei besserem Wetter einen grandiosen Ausblick über schneebedeckte Zweitausender, die Juan Fuca Straße und bis hinüber nach Vancouver Island.
Ich stand jedoch auch nach einer Stunde geduldigen Wartens immer noch in einer dicken Brühe aus Nebel und Regen und fand gerade so den Weg entlang der kleinen Trails, die vom Visitor Center zu verschiedenen Aussichtspunkten führen. Nirgendwo wollte aber die Wolkendecke aufreißen, sodass ich etwas traurig und enttäuscht aufgab.
Am Fuße der Olympic Mountains: Lake Crescent, Marymere Falls & Sol Duc River
Der weitere Tag führte mich deshalb auf gleichem zurück ins Tal und weiter in Richtung Westen zum Lake Crescent. Dieser riesige See ist mit 20 Kilometern Länge fünf mal länger als mein täglicher Arbeitsweg zu diesem Zeitpunkt. Sicher wusste ich auch schon vor meiner Reise, dass hier in Nordamerika andere Maßstäbe gelten würden, doch erst hier an diesem schier endlos erscheinenden See und in den Wäldern rund um die Marymere Falls wurde mir richtig bewusst, wie viel größer und mächtiger die Natur hier ist.
Ich ließ mein Auto unweit der Lake Crescent Lodge an der Südseite des Sees stehen und machte mich von dort auf, um auf dem kurzen Trail zu den Marymere Falls zu laufen. Obwohl der Weg aber wirklich nicht lang war, braucht ich gefühlt eine Ewigkeit, denn der Wanderweg zu den Wasserfällen glich einem gigantischen Gewölbe aus riesigen, moosüberwucherten Bäumen, sodass ich überall stehen blieb, um die mir so neuen Dimensionen zu begreifen. Wie ein Dach schlossen sich die Baumwipfel über meinem Kopf und tauchten die Luft in grünes Licht.
Nach dem Spaziergang zu den Marymere Falls setze ich meine Tour fort. Ich will entlang des Sol Duc Rivers zu den Sol Duc Hot Springs fahren, um mich aufzuwärmen. Immer wieder halte ich an den Flussbiegungen an, mache Fotos und genießen für ein paar Minuten die frische Luft. Gerade, als ich mich auf die Felsen des Flussufers gesetzt habe, sprang direkt vor meiner Nase ein Lachs aus dem Wasser. Anscheinend hatte ich zufällig eine echte Salmon Cascade gefunden. Wie ich später las, ist der Sol Duc River bekannt dafür, dass hier im Herbst die Lachse in ihre Laichgebiete wandern. Und tatsächlich sprangen unzählige Fische mit beeindruckender Ausdauer flussaufwärts von Stein zu Stein, sodass ich genügend Versuche hatte, um sie im richtigen Moment zu fotografieren.


Tag 3: Der Pazifik
Cape Flattery
Im Auto war es über Nacht doch etwas feucht und ungemütlich geworden, sodass ich schon sehr zeitig wach wurde. Deshalb beschloss ich schon jetzt, als alle anderen noch in ihren gemütlichen Wohnmobilen schliefen, ans Cape Flattery aufzubrechen und dort zu frühstücken.
Mein Plan ging auf: Wenige Meilen vor Cape Flattery hatte ich klaren Blick auf die Küste, auch wenn in den Anhöhen noch immer dichte Nebelschwaden hingen.

Forks & die Strände von La Push
Den Nachmittag verbrachte ich an den Stränden rund um die La Push Area. Nach einem kurzen Abstecher in Forks spazierte ich dort ein wenig am Wasser entlang, lag in der Sonne und war sogar mutig genug, um zumindest die Füße ins eiskalte Wasser des Pazifiks zu tauchen. Und das beste daran: Nirgendwo gab es Wifi, niemand rief an, es gab keine Check-In-Time am Campingplatz und ich hatte nichts zu tun und keine Pläne, außer einfach da zu sein.
Bekannt wurden Forks und die La Push Area übrigens durch die Autorin Stephanie Meyer, die diese Region zur Kulisse ihrer Biss-Romane und späteren Twilight-Filme machte. Obwohl ich selbst nur das erste Buch gelesen habe (ich gebe zu, es war mir ein bisschen zu kitschig), war es trotzdem sehr spannend den Ort zu sehen, an dem die so viel gehypte Vampirromanze ihren Anfang nahm. In der Hochsaison ist dadurch ein richtiger Fan-Tourismus entstanden, sodass Du deine Unterkunft hier definitiv vorher reservieren solltest.


Tag 4: Zwischen Meer und Regenwald
Tide Pooling am Rialto Beach
Fast gespenstisch liegt das weiß schimmernde Treibholz wie riesige Knochen vor dem dunklen Wald am Rialto Beach. Es ist zeitig am Morgen und noch immer hängen Nebelschwaden in der Ferne über dem Ufer. Die Welle kommen noch immer zu nah, also warte ich auf einem besonders hohen Baumstumpf, dass sich das Wasser noch weiter zurückzieht. Kurz vor acht scheint die Ebbe ihren Höhepunkt erreicht zu haben und ich schließe mich ein paar anderen Wanderern zu den Tide Pools an. Eine halbe Stunde laufen wir, bis wir die spitzen Felsen erreichen, die zuvor nur wie kleine Zähne aus dem Wasser zu ragen schienen.



Die magischen Hallen des Hoh Rainforest
Nachdem ich nach meiner überstürzten Flucht vor der Flut das Auto wieder sicher erreicht hatte, ließ ich die Küste hinter mir und fuhr erneut ins Landesinnere, um hier die magischen Regenwälder zu erkunden, für die der Nationalpark so bekannt ist.
Bereits zu Beginn der Hoh River Road wechselt das Licht der feuchten Luft in ein warmes, leuchtendes grün, erzeugt von den dicht bemoosten Bäumen, die über die Straße greifen, als wollten sie jeden Eindringling mit ihren knorrigen Ästen in ihre verwunschenen Tiefen ziehen. Bis zu 430 cm Regen fällt in diesem Bereich der Olympic Peninsula jedes Jahr und erschafft so das üppige, grüne Blätterdach, unter dem die Klamotten binnen weniger Minuten nass und schwer am Körper kleben.
Inzwischen hatte ich mich zwar an die riesigen Pflanzen gewöhnt, doch waren die Douglasien im Hoh Rainforest noch viel größer als alle Bäume, die ich zuvor gesehen hatte. Überall hingen Moose von den Ästen herab, manchmal sogar meterlang und einige Bäume waren so dicht von Flechten bedeckt, dass es schien, als hätten sie gar keine Rinde mehr.

Du planst einen Roadtrip durch den wilden Pacific Northwest? Hier findest Du mehr Beiträge zu meiner Reise durch Washington & Oregon:
- Trail Riding in The Pacific Northwest [Ein Guide für deinen ersten Trail-Ride]
- Hipster City: Shopping in Portland für Natur- und Buchliebhaber
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Ein toller Artikel mit total stimmungsvollen Fotos. Ich war 2008 im Herbst in der Gegend, leider ist da der Olympic NP total im Nebel verschwunden, so daß er noch immer auf meiner Liste steht…seufz!
Sehr schöner Beitrag und tolle Fotos!
Liebe Grüβe aus Vancouver 🙂
Danke liebe Christina, schön das zu lesen!
Liebe Grüße aus Chemnitz zurück nach Vancouver 😉
Liebe Magda, dein Reisebericht ist eine großartige Inspiration und Hilfe in meinen Reiseplanungen. Mit Bildern die die Seele berühren.
Bist du allein gereist auf der Olympic Halbinsel?
Liebe Grüße aus Wien
Anna
Liebe Anna, freut mich ganz sehr zu lesen, dass Dir der Beitrag hilft und Dir die Bilder so gut gefallen 🙂 Ich war mit meinem damaligen Freund unterwegs. Allerdings ist das eine Reise, die ich mir auch auf jeden Fall allein zutrauen würde. Liebe Grüße zurück nach Wien, Magda